Ich mache seit meiner frühen Kindheit Musik. Neben der Musik haben mich aber auch schon immer alle Formen des menschlichen Ausdrucks erfreut. Ich denke, dass es zu unseren wundervollsten Möglichkeiten als Mensch gehört, uns kreativ zu entwickeln. Dass sich die Posaune als mein präferiertes Sprachrohr entwickelt hat, ist letztlich dem Zufall und einem sehr engagierten Musiklehrer zu verdanken. Gerne wäre ich auch noch Maler, Schriftsteller, Kampfkünstler und Schauspieler geworden. Aber ich bin froh, wie sich die Dinge ergeben haben, und möchte keinen der Menschen vermissen, die mich in meiner musikalischen Laufbahn begleitet und unterstützt haben.

 

Mein Vater war als Musiker mein erstes Vorbild dicht gefolgt von vielen für mich als Kind damals unheimlich interessanten Kollegen, die bei uns zu Hause musizierten oder deren Konzerte ich mitbesuchen durfte. Mein Vater baute sich über mehrere Jahre ein Heimstudio. Im Zuge dieser Arbeit kamen Musiker mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zu uns nach Hause, deren Arbeit er dokumentierte. Vom klassischen Holzbläserquintett bis zu afrikanischer Trommelmusik und türkischer Folklore war vieles dabei. Außerdem experimentierte er damals auch mit Tonbändern, die er in verschieden Geschwindigkeiten laufen ließ, mit zuvor aufgenommenen Improvisationen auf der Querflöte. Meine Mutter setzte sich viel mit mir und meinen Geschwistern hin zum Malen und Zeichnen. Es gab eine Zeit, in der mein Vater täglich früh aufstand, im Garten meditierte und sich in Kampfkunst übte. Ich konnte einige male mitüben und konnte mich dabei in meinen kindlichen Fantasien als Samurai fühlen. All dies war so selbstverständlich in den Alltag integriert, dass mir erst viel später klar geworden ist, wie besonders diese Möglichkeit eigentlich war und wie tief sie mich geprägt hat.

 

Dass ich die Posaune letztlich gewählt habe, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Posaune das letzte verbliebene Leihinstrument war, dass die Brassband meiner Schule damals vergeben konnte. Nachdem ich mich in meinem jüngeren Jahren alleine auf der Geige und dem Cello gequält hatte, erschien mir eine Brass Band sozial wesentlich attraktiver. Schon nach wenigen Wochen konnte ich an den Proben teilnehmen, was für meine Motivation großartig war.

 

Mein erster Lehrer an der Musikschule war Thomas Wiedermann, der damals als Posaunist in der experimentellen Improvisations-Szene in West-Berlin mitmischte. Er brachte mir schnell nach den Grundlagen erweiterte Spieltechniken bei, wie zum Beispiel Zirkularatmung und Multiphonics. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass es speziell war, und habe mich dann später im Studium nur gewundert, dass ich der einzige in der Posaunenklasse war, der diese Spielmöglichkeiten beherrschte.

 

Somit waren im Prinzip die Grundsteine für mich gelegt. Die Ausbildung an der Hochschule brachte viele Möglichkeiten und einen erfrischenden Kontakt zu Gleichgesinnten. Gemessen an den theoretischen Möglichkeiten hätte ich mir an der Hochschule jedoch etwas mehr Fantasie und Weitsicht gewünscht. In meiner Jugend gab es nie die Grenzen zwischen den Ausdrucksformen und keine Limits im Hinblick auf meine Mittel.Die Hochschule war eine kontroverse Erfahrung für mich. Ich hatte zwar das Privileg auf hohem Niveau Fähigkeiten zu erlernen, stand aber ständig in Konflikt mit den vorgegeben Zielen, da ich diese gerne selbständig Ausgestalten wollte. Der künstlerische Anspruch stand für mich in Konflikt mit der mangelden Bereitschaft Studierende zur Unabhängigkeit zu erziehen. Auf meinem Weg zur Selbstständigkeit waren meine wichtigsten Mentoren: Hannes Zerbe (Komponist und Pianist): Er hat mich in die Band Prokopätz eingeladen als ich 18 war und mich immer einfach spielen lassen - wir spielen bis heute zusammen. Malte Burba (Trompeter und ein hervorragender Lehrer): In seinen Workshops habe ich gelernt wie man Probleme selbstständig durch klares Denken löst. Uwe Dierksen (Posaunist im Ensemble Modern und Komponist) hat in einer schwierigen Zeit an mich geglaubt und mir Posaunistische Horizonte geöffnet. Einige der Früchte meiner Arbeit kann man auf den nächsten Seiten betrachten. Viel Spaß und vielleicht sehen wir uns mal bei einem Konzert!